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Leukämie

Leukämie. Chemotherapie, Tag 30 in Protokoll M. Vier Monate nach der Diagnose. Irgendwo mittendrin. Nicht ich, sondern unsere Tochter. Viele Eltern, die das jetzt lesen, werden denken: lieber ich als mein Kind.

Inzwischen weiß ich sicher, daß ich das nie so gut machen würde wie unsere Wundertochter mit 47. Chromosomen. Trotzdem würde ich es ihr gerne abnehmen.

Wir haben keinen Zweifel, daß sie am Ende der Therapie geheilt sein wird. Von Anfang an, keine Sekunde Zweifel. Es ist eine Aufgabe, kein Schicksal. Das hilft und trägt durch.

Trotzdem ist es ein Leben in einem Paralleluniversum. Das irgendwie im Außenseiter-Dauer-Lockdown ist (zuhause) und zwischen Mitstreiter:innen (Krankenhaus). Eine Zeit, in der (unerwartete) Menschen näher an uns heranrücken. Und eine Zeit, in der auch (unerwartete) Menschen abrücken.

Und ich kann es verstehen – die Diagnose berührt die vermutlich größte Verlustangst, die es gibt: Die Angst um den Verlust des eigenen Kindes.

Das größte Gefühl, das uns dabei begleitet, ist Dankbarkeit. Dankbarkeit dafür, die Diagnose zum frühestmöglichen Zeitpunkt erfahren zu haben (mütterliche Intuition hatte einen Anteil daran). Dankbarkeit dafür, in Deutschland zu leben, in einem tollen Kinderkrankenhaus von den besten Ärzten und zugewandtesten Schwestern (und Pflegern) behandelt zu werden. Mit einem unglaublich entlastenden Aufenthaltsbereich und fürsorglicher Begleitung.

Dankbarkeit an alle Menschen, die zur Entwicklung und Erfüllung dieses ausgefeilten Therapieplanes beigetragen haben und beitragen. Welche Logistikzahnräder (und damit: Menschen) an so vielen Stellen etwas dafür tun, daß unsere Tochter die bestmögliche Behandlung bekommt! Vom Chefarzt, der sich seit Jahrzehnten international mit anderen Ärzten austauscht, um jede möglich Stellschraube für kleine Krebspatient:innen zu optimieren. Über die Klinikköchin, die jeden Tag das Wunschessen zubereitet. Bis zur Apothekerin, die den Transfusionsbeutel rechtzeitig herstellt und an das Krankenhaus liefert.

Ganz besonders berührt bin ich bei jeder Bluttransfusion, denn dort ist das Datum der Spende aufgedruckt. Ich stelle mir dann vor, wie vor drei Tagen jemand Blut gespendet hat, ohne genau zu wissen, für wen. Und es nun… vielleicht das Leben unserer Tochter rettet.

Es ist für mich wie ein kleines Wunder. Das Leben ist ein Wunder. Jeden Tag.

Danke!